Au Backe, in den ersten Jahren, in denen ich mit meinem Labrador Rüden Tano zusammengelebt habe, habe ich mich immer gefragt, wann mein Kumpel mal etwas ruhiger wird. Tano hat nahezu rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche Party gemacht. Damals habe ich mich gefragt, wann Labradore ruhiger werden?
Wenn du in der gleichen Situation bist, wie ich damals, habe ich in diesem Artikel ein paar Tipps und Tricks für dich und deinen Hund.
Nach dem Jungenhundalter werden Labradore etwas ruhiger. Gefördert werden kann dies durch feste Spielzeiten und Nichtbeachtung bei Spielaufforderungen außerhalb der Spielzeiten. Bei Labrador Rüden kann ein ruhiger werden ab ca. dem 7 bis 9 lebensjahr beobachtet werden. Bei Hündinnen in der Regel deutlich früher.
Warum sind Labradore überhaupt so unruhig ?
Ich würde Labradore gar nicht als unruhig, sondern als sehr aktiv bezeichnen. Und eigentlich ist das genau die Eigenschaft die ich an einem Labrador so sehr schätze. Er will einfach bewegt und beschäftigt werden.
Labradore sind von Grund auf sehr temperamentvolle Hunde. Das Temperament hängt immer stark von der Hunderasse ab. Es gibt sehr ruhige Hunde und eben auch sehr aktive, temperamentvolle Hunde. Zu den sehr aktiven Hunderassen gehören neben dem Labrador zum Beispiel auch Border Collies, Dackel oder viele Terrierarten. Dies sind Hunderassen, die einfach richtig beschäftigt werden möchten, die bewegt werden wollen und die nicht dafür geeignet sind, den ganzen Tag einfach ruhig in der Ecke zu liegen und gut auszusehen.
Wann und was du machen kannst um deinen Labrador ruhiger werden zu lassen
Hunde brauchen klar erkennbare Grenzen. Da unterscheiden sie sich nicht ganz so sehr von den Menschen. Dein Hund weiß nicht, wann du gerne einfach mal in Ruhe auf der Couch liegen möchtest, weil du einen harten Tag hinter dir hattest. Dein Hund kann auch nicht wissen, dass du gerade deine Steuererklärung machst und deswegen keine Zeit für ihn hast.
Deshalb ist es wichtig, deinem Labrador von Anfang an zu zeigen wo Grenzen sind und ihm zu zeigen dass du bestimmst wann Spielzeit ist.
Eine sehr gute Möglichkeit mit der ich positive Erfahrungen gemacht habe, ist die Spielzeiten komplett selbst auszusuchen. Gerade in den ersten Jahren hat Tano immer wieder vor der Couch oder von meinem Schreibtisch gestanden und Spiele eingefordert. Dem Kumpel war langweilig.
Genauso funktioniert die Welt aber leider nicht. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, bei Spielaufforderungen durch Tano nicht zu reagieren und gegebenenfalls sogar in eine komplett andere Richtung und nicht zum Hund zu schauen. Schaust du den Hund an und sprichst eventuell sogar mit ihm, wertet er das mehr als Bestätigung und du weckst eine noch größere Erwartunsghaltung.
Wenn ich Zeit hatte und Tano auf seinem Bett oder sonst wo in der Wohnung gelegen hat (also ruhig war), bin ich zu ihm gegangen und habe ihn aufgefordert zu spielen. Mit der Zeit hat Tano gelernt, dass die Spielaufforderungen immer von mir kommen.
Ich schreibe dir diesen Tipp mit ein bisschen Vorbehalt. Die Frage ist nämlich, wie oft du deinen Hund zum Spielen oder zu Aktivitäten aufforderst. In meinem Fall ist es so, dass ich diese Spielaufforderungen und Aktivitäten sehr, sehr regelmäßig durchgeführt habe. Es geht also bei diesem Tipp nicht darum, deinen Labrador einfach ruhiger werden zu lassen und den Hund über Stunden oder den ganzen Tag ruhig in einer Ecke oder auf seinem Bett liegen zu lassen. Viel mehr geht es darum, ihn immer wieder zu beschäftigen und auszulasten.
Ein nicht ausgelasteter Hund, verkümmert mit der Zeit. Das gilt ganz besonders für Labradore.
Vor der Anschaffung zu überlegen
Wenn du noch mit dem Gedanken spielst, einen Labrador in dein Zuhause zu holen, und weißt, dass du für ihn diese Zeit nicht aufbringen kannst, solltest du dir dringend überlegen, ob ein Labrador der richtige Mitbewohner für dich ist.
Wenn du aber weißt, dass du diese Zeit aufbringen kannst und nicht nur den Hund sondern auch dir das Spielen und das kontinuierliche Arbeiten Spaß macht, dann wird ein Labrador dein allerbester Freund werden.
Wann werden Labradore ruhiger? Wenn du sie richtig und mehr auslastest!
Es gibt super viele Dinge, die du mit deinem Hund unternehmen kannst, um ihn zu beschäftigen und auszulasten. In der Folge wird er natürlich auch wesentlich ruhiger.
Agility Training
Ich bin ganz ehrlich, irgendwie ist Agility Training nicht so wirklich meine Sache. Schon gar nicht im Verein.
Vielleicht bin ich auch einfach ein bisschen faul und zu viel Bewegung tut mir nicht gut 😉 Für meinen Labrador Rüden Tano war das aber immer genau die richtige Sache.
Eine kleine Geschichte dazu:
Als ich mit Tano in der Hundeschule gewesen bin, waren wir wahrscheinlich die Klassenclowns. Tano hat sich regelmäßig daneben benommen, weil er so aufgeregt war. Und irgendwie wusste ich damals noch nicht so richtig, wie ich den Rabauken unter Kontrolle bekommen soll. Die klassischen Unterrichtsstunden in der Hundeschule beschäftigten sich ja mit verschiedenen Kommandos auf die der Hund hören sollte: Beifuß gehen, abrufbar sein, etc. In der ca. 20-köpfigen Hundeschulgruppe waren Tano und ich mit Abstand die schlechtesten Schüler .
Sehr häufig habe ich aus dem Augenwinkel natürlich auch die Blicke der anderen Hundehalter und der Hundetrainer mitbekommen. Irgendwie eine Mischung aus mitleidsvoll, schadenfroh und empört. Du kennst solche Blicke 🙂
An einem ganz bestimmten Tag bin ich mit Tano zur Hundeschule gekommen. Die Hundetrainer hatten bereits zahlreiche Dinge aufgebaut, die man aus dem Agility Training kennt. Mit dabei war z.b. eine Wippe, verschiedene Untergründe über die der Hund laufen sollte und ein Tunnel durch den der Hund rennen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war Tano der einzige Labrador in der gesamten Gruppe.
Wenn ich zurückblicke, war das unser erfolgreichster Tag in der Hundeschule. Selbst die Hundetrainer waren erstaunt, wie souverän und mit wie viel Spaß Tano sämtliche Hürden des Agility Trainings bewältigt hat. Man hat richtig gesehen wie er in dieser Aufgabe aufgeht. Er ist neugierig zu jeder einzelnen Stelle gegangen und hat alles ausprobiert, ohne dass er zweimal aufgefordert werden musste. Beim Tunnel z.b. musste ich ihn noch nichtmals auffordern. Bevor ich mich versehen konnte war da schon durch gerannt und hat mächtig Spaß gehabt.
Mit Agility Training, dass du nicht unbedingt in einem Verein, sondern auch in deinem Garten oder im Wald durchführen kannst, schaffst du für dein Labrador ein besonderes Erlebnis, das dafür sorgt dass er ausgelastet ist und ruhiger wird.
Wir haben uns nie einem Verein angeschlossen. Um Tano den Spaß aber nicht zu nehmen, haben wir das Training dann eher privat für uns alleine abgehalten.
Wenn du mehr über Agility Training erfahren möchtest, empfehle ich dir den Artikel vom DVG zum Thema.
Fährtenspiele
Wer mir sagt, dass ein Labrador nicht verfressen ist, den lache ich einfach aus. Und wer sich fragt, wann Labradore ruhiger werden, der kann genau diese Eigenschaft eines Labradors, seinen unstillbaren Hunger, super nutzen, um ihn zu beschäftigen und runter zu bringen. Bis heute führe ich mit Tano regelmäßig Fährten- und Suchspiele durch, bei denen ich Leckerchen im Wald oder auf einer Wiese verstecke. Ich lasse ihn vorher warten und erst mit dem Kommando „Such“ geht die Jagd auf die Leckerchen los. Du müsstest mal seinen Blick sehen, wenn er angespannt darauf wartet, das Kommando zum Suchen zu bekommen.
Das konzentrierte Schnüffeln und Suchen, beschäftigt das Gehirn deines Hundes in erheblichem Maße. Ca 15 bis 20 Minuten Fährtentraining reichen in der Regel aus, um deinen Hund wesentlich ruhiger zu machen und ihn danach kurzfristig entspannt schlafen zu lassen. Nach ca. 20 Minuten Fährten- oder Suchseltraining, ist mein Labrador Rüde Tano in der Regel fertig mit der Welt und möchte erstmal eine Runde seine Ruhe haben.
Auf Hunderunden beschäftigen
Deine täglichen Wanderungen mit deinem Hund durch den Wald oder durch die Felder sind eine optimale Gelegenheit, deinen Labrador zu beschäftigen und im Nachhinein zu Hause etwas ruhiger werden zu lassen. Ich habe das in meinem Artikel zum Thema Auslauf und Dauer bei Labradoren auf dieser Seite schon einmal geschrieben:
Ein Hund geht nicht spazieren. Er geht suchen, erkunden, jagen und entdecken.
Ich baue in meine täglichen Runden mit Tano immer wieder unterhaltsame Spiele ein. Manchmal warte ich einfach einen Moment ab, in dem er unaufmerksam ist und sich nicht darum kümmert wo ich gerade bin. Dann verstecke ich mich hinter einem Baum und warte bis er mich findet. Dieses Spiel klingt ein bisschen plump ist es aber gar nicht. Du solltest mal sehen wie sehr Tano sich freut, wenn er mich nach kurzem Suchen wiedergefunden hat.
Positiver Nebeneffekt: Dein Hund wird wachsamer und achtet wesentlich mehr auf dich und deine Route.
Wenn dein Labrador nicht gerade im ersten Lebensjahr ist oder Gelenkprobleme hat, eignen sich auch motorische Spiele, wie das Balancieren auf umgestürzten Bäumen oder das Springen auf Bänke und Baumstümpfe ganz hervorragend um deinen Hund im Wald oder auf dem Feld zu beschäftigen. Am Ende des umgestürzten Baumes wird kurz verharrt und ein köstliches Leckerchen genossen.
Eines von Tano und meinen Lieblingsspielen, ist aber das Laufen über kreuz und quer gelegte Stöcke. Dazu suche ich einfach ein paar Stöcke im Wald und lege sie kreuz und quer so, dass unregelmäßige Lücken entstehen, durch die Tano laufen muss. Dabei ist für den Hund maximale Konzentration angesagt.
Unter’m Strich
Wann Labradore ruhiger werden, weißt du jetzt. Und ein paar gute Tipps aus meinem Erfahrungsschatz konnte ich dir hoffentlich auch mit auf den Weg geben. Jetzt liegt es an dir, deinem Hund auf der einen Seite Grenzen der Spielzeiten aufzuzeigen. Auf der anderen Seite aber auch dafür zu sorgen, dass dein Labrador mit spannenden Spielen und Herausforderungen ausgelastet ist.