Bevor mein Labrador Rüde Tano bei mir eingezogen ist, habe ich mich natürlich auch gefragt, wie lange ein Labrador alleine bleiben kann.
Ich war damals noch angestellt und habe im Schichtdienst gearbeitet. Tano konnte zwar mit zur Arbeit, aber ich wollte auch vorbereitet sein, wenn das mal nicht klappt.
Deshalb haben wir ab einem Alter von ca. 5 Monaten das Alleinsein gezielt trainiert und nach und nach etwas ausgeweitet. Wie ich es geschafft habe, dass mein Labrador alleine bleibt, sich dabei sicher fühlt und nicht die ganze Wohnung auf den Kopf stellt, verrate ich dir weiter unten.
In diesem Artikel will ich dir aber auch mal meine Erfahrungen und mein Wissen zum Thema Labrador und Alleinsein mit auf den Weg geben. Besonders geht es um diese Fragen:
- Kann ich überhaupt einen Labrador zu mir holen, wenn ich Vollzeit berufstätig bin?
- Wie sieht die Anfangsphase aus? Wie lange kann ein Labrador Welpe alleine bleiben?
- Was kann ich machen, um meinem Labrador die Zeit zu verschönern, in der ich nicht da bin?
Generell kann ein ausgewachsener Labrador für ca. 5 Stunden alleine bleiben. Da ein Labrador ein sehr menschenbezogener Hund ist, ist er aber dauerhaft nicht unbedingt für längere Phasen alleine geeignet.
Kann ich einen Labrador halten, wenn ich Vollzeit berufstätig bin? Kann ein Labrador so lange alleine bleiben?
Ein Labrador ist (genau wie jeder Hund) ein Rudeltier. Hunde leben im Kreis ihrer „Familie“ und fühlen sich am wohlsten, wenn ihre Lieben um sie herum sind. Das gibt ihnen Sicherheit, die sie nicht haben, wenn sie alleine sind.
Aber ganz genau wie beim Menschen, gibt es Labradore die besser alleine bleiben können und Hunde, die das wesentlich schlechter aushalten.
Wenn dein Labrador gerne mal bei Spaziergängen eigene Wege geht und dir nicht dauernd an der Tasche klebt, hat er zwar eine Bindung zu dir, ist aber nicht die ganze Zeit auf deine Anwesenheit angewiesen. Er vertraut darauf, dass ihr zwei immer wieder zusammenfindet.
Lässt er dich hingegen nicht aus den Augen, ist immer da, wo du auch gerade bist, dann könnte er an Trennungsängsten leiden. Labradore mit Trennungsängsten reagieren unbeholfen auf das Alleinsein und zeigen Alternativhandlungen, die dich wahrscheinlich stören. Diese Alternativhandlungen sind aber einfach nur ein Zeichen der Unsicherheit während du den Labrador alleine gelassen hast.
Zu den Alternativhandlungen gehören:
- Bellen und Heulen während deiner Abwesenheit.
- An der Tür liegen, bis du zurückkommst.
- Zerbeißen von Gegenständen in der Wohnung während des Alleinseins.
Besonders in der ersten Zeit oder bei relativ jungen Labradoren wirst du diese Alternativhandlungen häufiger erleben, als dir das Recht ist. Du glaubst gar nicht, wie komplett mein Rüde Tano die Wohnung auf den Kopf stellen konnte, wenn ich ihn alleine gelassen habe.
Bei einer gesunden Bindung zwischen Mensch und Hund gibt sich dieses Verhalten mit der Zeit. Der Hund lernt, dass er sich hundertprozentig darauf verlassen kann, dass du zurückkommst und ihn nicht dauerhaft alleine lässt.
Es baut sich ein Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Labrador auf.
Ist es richtig deinen Labrador während der Arbeitszeit alleine zu lassen?
Auf diese Frage gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Es gibt nur eine generalisierte Antwort:
Je weniger du deinen Labrador alleine lassen musst, desto besser ist das für ihn.
Berufstätig zu sein heißt also nicht, dass man keinen Hund halten kann. Allerdings kommt es sehr darauf an, wie viele Stunden du pro Tag weg bist und deinen Labrador alleine lassen musst.
Gehst du jeden Tag 8 Stunden arbeiten und dein Labrador müsste so lange alleine bleiben, ist das definitiv nicht der richtige Weg. Der Hund ist nicht dafür gemacht, dich nach Feierabend „zu bespaßen“ und die restliche Zeit einfach nur auf dich zu warten.
Das klingt krass, ist aber so. Wenn du dir einen Hund ins Haus holen möchtest, übernimmst du eine große Verantwortung. Nicht nur für sein Futter und ab und an mal eine Runde Gassi. Du holst dir einen besten Freund ins Haus, der nicht versteht, dass du das Geld für das Futter erstmal ranschaffen musst.
Um sich zu beschäftigen und ein glückliches Leben zu führen, ist dein Hund auf dich angewiesen.
Es ist immer besser, wenn man ein „Backup“ hat. Also eine Person, die sich in dieser Zeit um den Hund kümmern und ihn beschäftigen kann. Diese Person muss nicht unbedingt mit dem Hund spazieren gehen und ausgelassene Wanderungen unternehmen.
Es geht eher darum, dass der Hund menschliche Nähe hat und in der Zeit, in der du auf der Arbeit bist, beschäftigt wird.
Wie lange kann ein Labrador Welpe alleine bleiben?
Ein Labrador Welpe kann (wenn überhaupt) nur sehr kurze Zeit alleine bleiben. Nach Möglichkeit sollte das Alleine bleiben mit einem Labrador Welpen Stück für Stück im Minutentakt trainiert werden, um den Hund daran zu gewöhnen.
Gerade Labrador Welpen fehlt noch die absolute Sicherheit, dass du auch wieder zurückkommst, wenn du die Wohnung verlassen hast. Diese Sicherheit und das Vertrauen auf deine Rückkehr kannst du aber relativ einfach trainieren.
Beschränke dich zu Beginn darauf, nicht die Wohnung, sondern den Raum zu verlassen. Ist dein Labrador Welpe zum Beispiel im Wohnzimmer, verlasse den Raum und schließe die Tür hinter dir. Nach ca. 1 Minute kommst du ganz normal wieder ins Zimmer.
Dieses Vorgehen kannst du mit der Zeit Stück für Stück erweitern. Erst nur ein Raum mit sich steigernden Minuten. Wenn das klappt, ohne das gebellt, gejammert oder zerstört wird, kannst du dich an den nächsten Schritt wagen und die Wohnung minutenweise verlassen.
Nach einiger Zeit kann auch ein Labrador Welpe in Ausnahmefällen für ca. 1 bis 2 Stunden alleine bleiben.
Was kann ich machen, um meinem Labrador das Alleinsein zu verschönern?
Jetzt mal ehrlich: wenn man seinen Hund so alleine lässt, hat man schon ein schlechtes Gewissen, oder? Dafür können speziell Labradore aber auch so dermaßen traurig schauen, wenn du die Wohnung verlässt 🙂
Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich nur mein Gewissen damit beruhigen möchte, oder ob Tano das wirklich zu schätzen weiß, aber ich habe mir ein paar Dinge angewöhnt, die ihm das alleine bleiben verschönern sollen.
Eine Kaubeschäftigung zum Abschied
Bevor ich die Wohnung verlasse und meinen Labrador alleine lasse, gibt’s irgendeinen leckeren Kauartikel, der den Zähnen des Kumpels länger standhält. Rinderkopfhautstangen sind zum Beispiel so ein Kauspass.
Bevor ich die Wohnung verlasse, gibt’s für Tano oft eine solche Stange und ich weiß, dass er damit mit Sicherheit die nächsten 20 Minuten beschäftigt ist, während er alleine bleiben muss. In der Regel bekommt er gar nicht mal mit, dass ich die Wohnung verlassen habe.
Fernseher oder Radio laufen lassen
Diese Marotte habe ich noch von meinen Eltern, die das immer bei unserem allerersten Labrador gemacht haben.
Wenn ich die Wohnung verlassen, lasse ich immer leise den Fernseher oder ein Radio laufen. Ich bilde mir ein, dass Tano sich dann nicht so alleine fühlt.
Wahrscheinlich ist das tatsächlich nur Einbildung und ein ordentlicher Hundetrainer würde mich dafür auslachen. Ich fühle mich damit aber einfach besser.
Unter’m Strich
Es spricht überhaupt nichts dagegen, deinen Labrador ab und an mal alleine zu lassen. Gerade wenn dein Labrador etwas ruhiger geworden ist, klappt das ganz gut. Eine Lösung für jeden Tag oder viele Stunden ist das allerdings nicht.
Wenn du keine Ersatzlösung durch eine andere Person hast, oder deinen Labrador nicht mit zur Arbeit nehmen kannst, solltest du ernsthaft über die Anschaffung eines Hundes nachdenken.